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Soziale Bewegungen im Netz

Osvaldo León, Sally Burch, Eduardo Tamayo, Raúl Borja

Die Studie wurde im September 2001 in Quito veröffentlicht.
Übesetzung: Anna Mürbock, Olaf Kaltmeier,Barbara Imholz
Lateinamerika erwacht aus seiner Agonie, so scheint es, die Gesellschaften erwachen zum Leben, neue soziale Bewegungen entstehen oder konsolidieren sich bei den Campesinos, den Indígenas, Frauen, AfrolateinamerikanerInnen, Pobladores und anderen. Es entstehen neue Netzwerke und soziale Zusammenschlüsse, die sich zunehmend des Internets bedienen, um miteinander zu kommunizieren, sich zu koordinieren, und um ihre Aktionen und Forderungen bekannt zu machen. Dieses Vorgehen erfordert ein grundlegendes Verständnis der Mechanismen und der Logik, der das Internet folgt, um einen optimalen Nutzen daraus zu ziehen. Der unten stehende Artikel ist eine Auswahl der zentralen Inhalte eines Buches über soziale Bewegungen im Internet in Lateinamerika. Es enthält neben einer allgemeinen Einführung die Ergebnisse einer Studie über die lateinamerikanische Koordination “Comunidad Web de Movimientos Sociales” (www.movimientos.org) über ihr Erscheinen, ihre Ziele und Probleme im Internet. Unter dem Dach ihres Labels “Einheit in der Vielfalt” versammeln sich seit 2000 die größte Mitgliederorganisation CLOC – Coordinadora Latinoamericana de Organizaciones del Campo, die FCOC – Frente Continental de Organizaciones Comunales, RMMA – Red de Mujeres Afrolatinoamericanas y Afrocaribeñas, REMTE –Red de mujeres transformando la economia. Andere Organisationen haben sich angeschlossen, aber ihre eigene domain behalten: America Latina en Movimineto (www.alainet.org) und Mujeres Acción (www.mujeresaccion.org). An der Studie haben insgesamt 27 Organisationen aus 14 Ländern Lateinamerikas teilgenommen. Davon waren 15 Organisationen Bauern- und indigene Organisationen, 4 städtische, 4 Frauenorganisationen- bzw. Netzwerke, 2 Sekretariate internationaler Kampagnen und 1 Menschenrechtsorganisation. Von den VertreterInnen der Organisationen waren 24 Frauen und 23 Männer.
 
 

Die Schere des Wissens

Der Glaube an die Technik geht davon aus, dass die Erfindung einer innovativen Technologie die verschiedenen Probleme des Menschengeschlechts lösen kann. Die offizielle Vorstellung, was “Entwicklung” bedeutet, hat den Zugang zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (NTIC) auf die Tagesordnung gesetzt, der den unterentwickelten Ländern Zutritt zur modernen Welt und das heißt zur “Informationsgesellschaft” verschaffen kann.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese Länder sich diszipliniert verhalten und auf jeden Fall sich von der “unsichtbaren Hand des Marktes” leiten lassen müssen. Das fängt an mit der Privatisierung der Telekommunikation, den Kommunikations- und Informationsmedien und der Übernahme von gesetzlichen Regelungen zum Schutz intellektuellen Eigentums, entsprechend den in multilateralen Foren und Abkommen festgelegten Parametern. Jegliche Betrachtung nationaler Entwicklungskonzepte, die die Entwicklung des konkreten Staates im Auge hat, wird außer Betracht gelassen.
Mit dem Argument, dass dies der unerbittliche Zeitgeist sei, werden alle Vorhaben wie ein technisches Problem angegangen: Die Anschlussmöglichkeiten sollen erweitert werden, um die “digitale Schere” abzuschaffen oder wenigstens zu verkleinern. Im Prinzip handele es sich um fehlende Steckdosen. Hier tun sich ergiebige Möglichkeiten für die entsprechenden Firmen auf, gute Geschäfte machen zu können.

Es stimmt sicherlich, dass das Thema der Internetverbindung als solche von großer Bedeutung ist und besondere Aufmerksamkeit erfordert, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der Menschen noch keinen Zugang zu einem Telefonanschluss hat und man bedenkt, dass seit dem Beginn dieser Kommunikationsform schon mehr als hundert Jahre vergangen sind. Die UNDP (UNO Programm zur menschlichen Entwicklung) fand heraus, dass es in den weniger entwickelten Ländern nur einen Telefonanschluss auf (im Schnitt) 200 Personen gibt.

Ohne Zweifel ist die Frage der Verbindungsmöglichkeit - und sei sie noch so wichtig - nur ein Teilaspekt der Problematik. Man kommt also zu der Frage, warum dieses Thema so an Überdimensionalität gewinnt? Der Grund: die Mächtigen üben vor allem unter wirtschaftlichen Aspekten Druck aus. Sie bestehen auf die internationale Eingliederung und berücksichtigen nicht soziale Gesichtspunkte. Und da das Internet die unerlässliche Infrastruktur für diesen Prozess der Eingliederung bildet, ist es im Moment das wichtigste Vorhaben, dass die “gewinnbringenden Punkte” sich vernetzen. Diese Logik bringt ein Panorama mit sich, in dem die meisten Länder des Südens in einer Sackgasse bleiben werden und ausgeschlossen sind, während die sich weiter qualifizierenden Mächte auf der Grundlage ihrer schon vorhandenen Verkehrszonen sich mehr und mehr vernetzen können. Dabei wird nicht bedacht, dass selbst im Norden weite Regionen ausgeschlossen bleiben, vor allem die ländlichen Gebiete.
Diese Auffassung dominiert so sehr, dass selbst in den Programmen der bedeutendsten offiziellen Organisationen auf internationalem Niveau im Bezug auf die NTIC, deren Schlüsselfunktion vor allem anderen herausgestellt wird. In einer Untersuchung, die von Karin Wilkins und Jody Waters über den Standpunkt von multi- und bilateralen Konzernen im Bezug auf die neuen Kommunikationstechnologien in 40 in dieser Studie enthaltenen Projekten erstellt wurde, fand man heraus: “Im allgemeinen dominiert im Entwicklungsdiskurs weiterhin der konzentrierte Blickwinkel darauf, dass die Bedeutung der Kommunikationstechnologien zu vermitteln ist. Computer werden nicht als Werkzeuge betrachtet, die die Produktion von Sinnhaftem erleichtern. Dieses Modell ordnet den Teilnehmern der Projekte eine passive Rolle zu, die sie darauf beschränkt, Informationen aus bereits bestehenden Quellen zu beziehen, anstatt eine aktivere Rolle einzunehmen, selber Inhalte zu entwickeln, Gemeinschaftsinteressen auszudrücken und fremden Mächten zu widerstehen. Bei der Umschreibung der vermittelten Interaktion durch die Computer, die lediglich darauf abzielt, bereits vorhandene Informationen abzurufen, anstatt neue kulturelle Produkte zu entwerfen, verliert dieser Diskurs sein Veränderungspotential durch die neuen Kommunikationstechnologien.”

Die digitale Schere

Die digitale Schere umfasst viele Dimensionen: geographische, demographische, sozio-ökonomische, kulturell-linguistische, usw. In Ziffern der UNDP von 2001 ist zwischen 1998 und 2000 der Prozentsatz der Weltbevölkerung, die über Zugang zum Internet verfügt, von 2,4% auf 6,7% angestiegen und in Lateinamerika von 0,8% auf 3,2% der Bevölkerung. Im gleichen Zeitraum ist der Prozentsatz in den USA von 26,3% auf 54,3% angestiegen. Im Bezug auf die sozialen Differenzen stellte die UNDP fest, dass der typische Nutzer des Internets weltweit ein Mann, weniger als 35 Jahr alt ist, über universitäre Bildung verfügt und über gehobenes Einkommen. Er lebt in einem städtischen Gebiet und spricht Englisch. Oder einfach: er ist Mitglied einer sehr kleinen Elite im weltweiten Vergleich.
Auch innerhalb Lateinamerikas existiert ein großes Gefälle. Eine vom CEPAL herausgegebene Studie von Hilbert (2001) stellte auf der Basis einiger Marktstudien der Jahre 2000 und 2001, dass fast die Hälfte der “vernetzten” Bevölkerung unter 25 Jahren alt ist (49% in Brasilien, 55% in Mexico) und dass etwa zwei Drittel von ihnen über eine höhere Bildung verfügen. Die Schere besteht also weiterhin in den verschiedenen Regionen, auch wenn sie begonnen hat sich zu schließen: 1997 waren 76% der Nutzer Männer, 2001 waren es in Brasilien nur noch zu 57% Männer, die im Schnitt 8,04 Stunden pro Monat im Netz verbrachten, während es bei den Frauen nur 5,5 Stunden waren.

Zusammengefasst heißt das, dass diejenigen, die jetzt schon in der Poolposition sind, auch in Zukunft die besten Positionen inne haben werden, um sich an den Vorteilen der neuen Technologien und den Fortschritten der neuen Informationsmedien zu bereichern. Dies stellte der Bericht der UNDP 1999 im Bezug auf die NTIC fest: “Die Gesellschaft im Netz ist dabei, systematisch eine Parallelstruktur in der Kommunikation zu entwickeln: einerseits für diejenigen, die Zugang haben, über Bildung und wortwörtlich gemeint Anschlüsse verfügen, mit einem Überfluss an Information bei niedrigem Preis und hoher Geschwindigkeit. Andererseits gibt es jene, denen Anschlüsse fehlen und die durch Barrieren wie Zeitmangel, Kosten, Unwissenheit und Abhängigkeit von nicht mehr aktuellen Informationen blockiert sind.” Es liegt auf der Hand, dass Lösungsansätze eine entwicklungspolitische Sichtweise erfordern, denn “die größte Gefahr ist die bequeme Annahme, dass eine rentable und wachsende Industrie das Problem an sich lösen könnte. Der Markt an sich wird Weltbürger ausschließlich unter jenen, die es sich erlauben können, schaffen.”

Die digitale Schere ist insgesamt betrachtet ein Ausdruck der aktuellen sozio-ökonomischen Ungleichheit, die, wenn man nicht verhindert, dass sie außer acht gelassen wird, die bestehenden Zustände verschlimmern werden. Lösungsansätze, die allerdings ausschließlich auf das Schließen der digitalen Schere abzielen, ohne die hauptsächlichen Gründe der Ungleichheit anzugehen, werden aus sich selber die Entwicklungsprobleme nicht lösen können. Für die Entwicklungsländer kommt damit eine neue Herausforderung zu den anderen, noch ungelösten Problemen hinzu: Ernährung, Gesundheit, Erhaltung des Lebensraumes, Bildung, lebensnotwendige Versorgung der Bevölkerung. Alle diese Schwierigkeiten machen eine Politik notwendig, die auf die optimale Nutzung der spärlichen Mittel abzielt.
Aus dieser Perspektive ist es klar, dass Anschlüsse ans Netz nur dann entwicklungsrelevant sind, wenn grundlegende Voraussetzungen geschaffen werden, dass die technischen und informativen Vorteile genutzt werden können. Viele sind da durchaus skeptisch und gehen davon aus, dass die NTIC in Ländern und Gebieten, die grundlegende Probleme wie Hunger, Gesundheitsfragen und Trinkwasserversorgung noch nicht gelöst haben, kaum oder gar nicht von Bedeutung sind.
 

Voraussetzungen für ein digitales Umfeld

Diverse Studien haben sich damit beschäftigt herauszufinden, was die notwendigen Voraussetzungen sind, um ein “wohnliches Umfeld” zu schaffen als Basis, um die Vorteile der NTIC nutzen zu können und um Entwicklungsprozesse zu beschleunigen, sowohl im Hinblick auf technische Ausführung, als auch im Bezug auf die Anpassung und Systematisierung von Informationen und Kenntnissen. Viele dieser Studien stimmen darin überein, dass es kein Patentrezept geben kann, das den Erfolg der Installierung von NTIC für Entwicklungsstrategien garantiert.
Kriterien der UNDP für eine potentielle Nutzung der NTIC sind Möglichkeiten der kommerziellen Nutzung (Einnahmen aus dem Ausland, bestehend aus Lizenzgebühren und Lizenzen, Export von Produkten von hohem oder mittlerem technologischen Grad), der Verbreitungs- bzw. Vernetzungsgrad der neuen Technologien und der alten (Telefon und Elektrizität) und spezialisierten Kenntnisse (durchschnittlicher Schulbesuch und die Rate der immatrikulierten Studierenden in naturwissenschaftlichen Studiengängen).

Patente als Kontrolle des Marktes

Grundlegend hat sich durch die neuen Technologien nicht viel verändert: es setzen sich weiterhin die Muster fort, die die bestehenden Machtstrukturen festigen. Eines dieser Schlüsselelemente ist die Kontrolle der Technologien. Nach wie vor werden sie in die Länder des Südens geliefert ausschließlich als Weitergabe von Produkten und nicht als Weitergabe von Kenntnissen, die es zulassen würden, dass die Länder nach ihren Bedürfnissen und besonderen Gegebenheiten Technologie selber produzieren und entwickeln könnten.
Diese Situation hat sich wegen der steigenden Bedeutung von Information und Wissen verkompliziert. Mittlerweile gibt es Regelungen, die geistiges Eigentum privatisieren und neue Normen geschaffen haben, die Patente und Autorenrechte beinhalten. Dies gilt in besonderer Weise im digitalen Bereich, da digitale Güter zu leicht reproduzierbar sind – ein schwacher Punkt der Informationswirtschaft, was eindeutig die Gewinnspanne der in diesem Sektor tätigen Konzerne beeinflusst.

Historisch sollte der Schutz des geistigen Eigentums die Freiheit des kreativen Schaffens sichern und wurden von den Investoren unterstützt, um die Fortschritte der Gesellschaft zu beweisen. Heute hat es sich zur Sicherstellung der zentralen Position der führenden Nationen und ihrer Monopole entwickelt. In ihrem Interesse werden Gesetze auf internationaler Ebene ausgedehnt, mit nachhaltigen Konsequenzen für die Länder des Südens.

Avinash Persaud, Direktor der State Street Bank stimmt darin überein, dass die aktuelle Tendenz in gravierender Art und Weise die Entwicklungsländer benachteiligt. “Es ist zu bezweifeln - sagt man -  dass die Revolution des Wissens den Entwicklungsländern einen Schritt auf höhere Entwicklungsstufen ermöglichen würde... Es ist wahrscheinlich, dass die Schere des Wissens die Unterschiede zwischen Reichen und Armen noch verschärfen würde und dass sie viele dieser Nationen in relativer Armut gefangen halten würde.”
Die Rolle der Patente wird so eingeschätzt, dass sie “nicht nur die soziale Schere bestehen lassen, sondern sie vielmehr noch erweitern”. In dieser beschleunigten Welt braucht man immer weniger Zeit, um Ideen in rentable Produkte zu verwandeln. Das ist der Grund, warum die Ausbreitung und die aktuelle Verschärfung der Rechte über geistiges Eigentum zum Teil eher ein Machtspiel ist als tatsächlich rationale ökonomische Auswertung sichern will. Es wird nicht klar, bis wohin der Schutz der Patente reichen darf, aber ohne Zweifel werden die Konzerne der Länder, die die patentierten Ideen entwickeln, bevorteilt. Dieses Ungleichgewicht bedeutet einen Keil mehr zwischen den Armen und den Reichen. Dieses Machtspiel sieht vor, einerseits den Schutz des Eigentums und die Kontrolle der Informationen und Kenntnisse, über die die Länder des Nordens verfügen, zu gewährleisten und andererseits den “freien Informationsfluss” aus dem Süden in den Norden, oder das “gemeinschaftliche Erbe der Menschheit” zu fördern, damit neue Informationsquellen offen gehalten werden. Teil dieses Planes ist auch der Import geistigen Kapitals aus den Ländern des Südens in den Norden, indem Naturwissenschaftler, Ingenieure und Spezialisten besonders in hoch technologischen Bereichen eingesetzt werden. Mit Blick auf den Exodus der elektronischen Programmierer von Indien in die USA, der in den kommenden Jahren auf 100.000 Personen ansteigen könnte, berechnet die UNDP, dass dies für das asiatische Land ein “Verlust von bis zu 2.000 Millionen Dollar jährlich” bedeuten könnte. Um diesen Verlusten entgegen zu wirken, schlägt die Organisation die Einrichtung einer “globalen Steuer” vor.
Mit dieser Logik hat sich ein Teufelskreis entwickelt, in dem die ärmsten Länder auch im Informationsbereich diejenigen sind, die die wenigsten Möglichkeiten  zur Nutzung des neuen verfügbaren Wissens haben, was wiederum eine große Hürde in ihrem Entwicklungsprozess bedeutet. Im Prinzip wird nur die Nord-Süd-Abhängigkeit verstärkt. Für die Länder des Südens bedeutet dies, dass sie nicht mehr sind, als ein erweiterter Markt für die kulturellen und informativen Produkte des Nordens. Insgesamt wäre es sinnvoll, die Problematik neu zu formulieren, nicht so, dass das Internet in den Dienst der Entwicklung gestellt wird, sondern dass die Entwicklungsländer ihre eigenen zukunftsweisenden Projekte vorstellen könnten und eine Politik entwickeln könnten, um den größtmöglichen Nutzen aus den NTIC ziehen zu können.

Die Praxis – die Nutzung der Computertechnologie

Die Computer-Technologie legt den Bewegungsorganisationen ein mächtiges und nützliches Instrument in die Hand, das ihnen die Möglichkeit eröffnet, die Verwaltung zu verbessern und Daten, Informationen, Dokumentationen, Publikationen, Grafiken, etc. besser zu ordnen, als es mit manuellen Systemen möglich wäre. Mit einem an das Internet angeschlossenen Computer steigt dieses Potential auf Grund der Verbindungen, des Austausches und des Informationsflusses von der lokalen bis zu globalen Sphäre exponentiell.
Als die sozialen Organisationen anfänglich Computer in ihre alltägliche Arbeit integrierten, führten sie diese hauptsächlich zur Bewältigung von Verwaltungsaufgaben ein: Buchführung, Erstellung von Protokollen von Versammlungen, Regelung der Korrespondenz, Erstellung von Schriften. D.h. bereits bestehende Funktionen wurden ersetzt und verbessert, ohne dass es dabei weitreichende Veränderungen gegeben hätte. In den Organisationen wurde oft gesagt: “Wir gebrauchen den Computer als etwas bessere Schreibmaschine.” Trotzdem war die technologische Innovation wichtig. Sie markierte den Sprung von mechanisch-grafischen und manuellen Formen der Informations- und Datenbearbeitung zu digitalen. Was früher mit der Schreibmaschine oder der Hand gemacht wurde, wird jetzt mit dem Computer gemacht, wodurch sich wiederholende Arbeiten deutlich reduziert wurden.
Etwas Ähnliches passierte zumindest anfänglich mit der Übernahme des Email. Das Email ersetzte die Funktionen von Fax und Briefpost. Die Handhabe war verwaltungstechnisch geprägt. Bei der Einführung des Internet hatte keine der befragten Organisationen den Nutzen des Netzes in Hinblick auf Information / Kommunikation im Blick. Dies entwickelte sich erst später mit der Praxis.

Anwendung vs. Aneignung

Ein wichtiger determinierender Faktor sind die Software-Pakete und die installierten Programme sowie die Telekommunikationsunternehmen, die den Zugang bereitstellen. Wenn auch die Informationstechnologie eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten anbietet, so sind doch die realen Möglichkeiten für die meisten Organisationen sehr eng bemessen. D.h. sie müssen ihre Bedürfnisse auf die zugänglichen Programme abstellen und nicht umgekehrt. Ergebnis ist, dass die Annäherung an diese neue Technologie von der Anwendung von Programmen konditioniert ist, was die Möglichkeit einer realen Aneignung der Technologie beschränkt.

Zur Illustration: Computer sind per definitionem PC, d.h. persönliche Computer. Und deshalb ist letztlich auch die große Mehrheit der Software-Pakete für den individuellen Gebrauch gemacht. Auf der anderen Seite ist es in Organisationen in Lateinamerika aus praktischen Gründen sowie eigenen kulturellen und organisatorischen Sichtweisen üblich, dass Computer eher kollektiv denn persönlich gebraucht werden. Dafür gibt es aber kaum adäquate Programme.

Zudem führt die vorherrschende Logik der konstanten Aktualisierung von Programmen und Hardware zu einer Investitionsspirale und schafft zudem Probleme bei der Kompatibilität von verschiedener Hard– und Software (wenn unterschiedliche Versionen benutzt werden). Für die Mehrheit der Organisationen ist diese Spirale, die von einem sehr lukrativen Markt aufrechterhalten wird, untragbar.
Wenn eine Organisation einen neuen Computer kauft oder einen Internetzugang installieren lässt, dann werden meist keine anderen, auf die Organisation abgestimmten Möglichkeiten genannt, die eine Abstimmung von Bedürfnissen und Ressourcen ermöglichen könnte. Meistens wird einfach das neueste Microsoft-Paket installiert. Wegen fehlender Kenntnisse gibt es kaum Organisationen, die Programme so auswählen oder einrichten, dass sie ihren zuvor bestimmten Bedürfnissen entsprechen. Mehr schlecht als recht richten sich die Organisationen dann dennoch in diesem Mangel ein.

Ein schwerwiegendes Problem sind Zwischenfälle, bei denen es zu Datenverlust kommt. Viele Organisationen haben durch Viren, falschen Gebrauch der Programme oder durch Hardware-Schäden Daten verloren. Dies hat – wenn keine Sicherungskopien erstellt wurden – die schwerwiegende Folge, dass die Organisation praktisch “ohne Gedächtnis” ist. Dies führt dazu, dass einige Organisationen parallel ein Papier-Archiv führen, was bei großen Informationsmengen sehr impraktikabel wird.

Viren sind eines der am meisten auftretenden Computerprobleme der Organisationen. Das Risiko für einen Virusbefall erhöht sich rapide durch den Gebrauch von Email sowie Mailinglisten. Es scheint, dass soziale Organisationen für den Virusbefall sehr anfällig sind. Die Installation von Virusprogrammen sowie den entsprechenden Updates ist für die, die eine langsame Verbindung haben, zeitaufwendig und teuer. Auch wenn das Programm kostenlos ist, so ist es per Modem stundenlang online zu sein schon teurer, als das Programm zu kaufen. Die Tatsache, dass mehrere Menschen an einem Computer arbeiten, erhöht das Risiko, dass nicht alle gut instruiert und auf die Virenabwehr bedacht sind. Der fast durchgängige Gebrauch von sehr virusanfälligen Programmen (Microsoft Outlook, Word) sowie der Gebrauch und Missbrauch von Attachments erhöhen die Virusanfälligkeit.

Bezüglich der Attachments gibt es ein weiteres Problem: Die Inkompatibilität von verschiedenen Generationen desselben Programms, was den Austausch von Informationen zwischen Organisationen behindert. Dateien, die in den neuesten Versionen eines Programms verschickt werden, können von Organisationen, die mit älteren Versionen arbeiten, nicht geöffnet werden. Z.B. gibt es jetzt immer mehr Dateien im Word 2000- Format, das die Mehrheit der Organisationen aber noch nicht installiert hat. Vorher passierte das Gleiche mit Word 97. Das schafft Ärger und hemmt den Austausch zwischen Organisationen. Attachments führen zudem zu weiteren Problemen, die von dem Zeit- und Geldverlust durch die Dauer beim Herunterladen bis hin zur höheren Anfälligkeit für Viren reichen.

Aneignung der Technik

Wenn eine Organisation sich entschließt, neue Informations- und Kommunikationstechnologien zu integrieren, dann überschlägt sie erst mal die Vorteile, ohne dabei die damit verbundenen organisatorischen Implikationen mitzudenken. Eher früher als später tritt das Problem, eine angemessene Organisationsstruktur zu finden, auf. Mit dem Zugang zum Internet sind die Organisationen mit der Tatsache konfrontiert, dass die Menge der Informationen, die sie bekommen, von Tag zu Tag wächst. Dies wirft die Notwendigkeit auf, Mechanismen zur Verwaltung und Kanalisierung zu finden. Wenn die Organisationen Schritte hin zu einer Umstrukturierung ihrer Organisation unter Einbezug der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (NIKT) machen, dann kann das je nach Fall eine neue Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die Einrichtung von Infrastruktur und Zugängen sowie die Neueinstellung und /oder Ausbildung bedeuten.

Wir fanden heraus, dass eine große Anzahl von führenden Mitarbeitern vor allem in der Einführungszeit dem direkten Gebrauch des Internets distanziert gegenüberstand. Nichtsdestotrotz gab es auch Fälle, wo die Führungskräfte auf eigene Faust gelernt haben, den Computer und die Programme zu bedienen und dann ihr Wissen in der Organisation sozialisiert haben. Aber im allgemeinen beginnt der Gebrauch des Internets beim Hilfspersonal, d.h. Sekretärinnen, technischem Personal und /oder Praktikanten. Wenn aber Email-Gebrauch in der Kommunikation und im Austausch der Organisation einen wichtigen Platz erlangt, dann bemerken auch die Leitungskräfte, dass sie einen Nachteil haben, wenn sie die Computer nicht beherrschen, und sie beginnen, ihren Widerstand aufzugeben.

Andere Gründe, die die Führungskräfte am Gebrauch der neuen Technologie hindern, sind fehlende finanzielle Mittel, fehlende Ausbildung, das Alter und die Sprache. Aber niemand – weder Männer noch Frauen – sprach von einer geschlechtsspezifischen Schere. Es ist gar eher so, dass mehr Frauen als Männer in den sozialen Organisationen das Internet benutzen. Dagegen sind es in den popularen Organisationen eher die männlichen, etwas älteren Mitarbeiter, die nicht gelernt haben, Schreibmaschine zu schreiben, die Hemmungen haben, sich vor eine Tastatur zu setzen. Und letztlich gibt es auch einige, die die NIKT als Sache der “Techniker und Experten” sehen, nicht aber als Sache von Bauern, Frauenführungskräften oder Pobladores. Sie ziehen den Schluss, dass das Internet nicht der Kultur der Menschen aus den sozialen Organisationen, wo die mündliche Kommunikation und die direkten, interpersonellen Beziehungen vorherrschen, entspricht. Aber hier handelt es sich nur um eine kleine Gruppe. Es gibt sogar ländliche Organisationen, die herausstreichen, dass diese Vorurteile von Außen an sie heran getragen werden: das Bild, dass die Leute vom Land per se “rückschrittlich” und deswegen unfähig seien, mit dem Computer umzugehen.

Das Problem der Fortbildung für den Gebrauch des Internet sticht bei allen Organisationen als Bedürfnis und Mangel heraus. Auch wenn viele bereits irgendeine Fortbildung gehabt haben, erkennen doch alle noch erhebliche Mängel. Denn die Übernahme der neuen Technologien liegt so kurze Zeit zurück und die Entwicklung ist so schnell, dass die Mehrheit nicht in der Lage war, einen Fundus nötigen Wissens aufzubauen, um der Entwicklung zu folgen.

Die Notwendigkeit der Weiterbildung bewegt sich dabei nicht nur auf der Ebene der Benutzung der Technologie an sich, sondern - und das ist wohl das komplexere Problem – auf der Ebene der Auswahl und Verarbeitung der Informationen sowie den Kriterien, wie Politikstrategien, die ein besseres Verständnis des Mediums implizieren.

Einer der Faktoren, der verhindert, dass die Kommunikation und die neuen Technologien mit in die eigenen Fortbildungsprogramme aufgenommen werden, ist die Vorstellung, dass Kommunikation nur etwas für Spezialisten sei. Man denkt also, dass die Einstellung eines Journalisten das Kommunikationsproblem in der Organisation löst – obwohl alles darauf hinweist, dass Kommunikation eine transversale Aktivität ist, die alle Bereiche umfasst, und dass ein Journalist, wenn er nicht klare Vorgaben hat, gar nicht alle Anfragen kompetent beantworten kann.

Trotz aller kulturellen Barrieren will die Mehrheit der Organisationen ihre MitarbeiterInnen im Gebrauch des Internet ausbilden. Auf die ein oder andere Weise konnten Widerstände und Unsicherheiten ausgeräumt werden .

Ein Prozess im Prozess

Angesichts der interaktiven Eigenschaften, die das Netz bietet, hat die Präsenz der sozialen Bewegungen ein zentrales Phänomen aufs Tapet gebracht: das Auseinanderbrechen der bis dahin historisch bestehenden Verbindung zwischen Kommunikation und Handlung. Dieser Zusammenhang ist seit einem Jahrhundert mit dem Einbruch des Telegrafen und anschließenden Kommunikationtechnologien, die die Welt der Massenmedien und der Erlebnis-Gesellschaft schufen, allmählich auseinandergebrochen.
Dennoch braucht man sich keinen Illusionen darüber hinzugeben, dass es einfache Lösungen dafür gäbe. Die sozialen Organisationen auf der Basis ihrer sozialer Bewegungen sehen sich mit ernsten Herausforderungen konfrontiert, wenn sie die Möglichkeiten des Netzes auszunutzen trachten, d.h, sie müssen Ereignisse filtern, neue Möglichkeiten in die Arbeit integrieren und ihre Funktionsweise anpassen. Darüber hinaus spürt man, dass es noch angesichts solcher Herausforderungen gut sein kann, man ließe diesen offenen und freien Raum, so wie er bis jetzt noch charakteristisch ist, zunächst bestehen. Denn der Kreis beginnt sich zu schließen, indem der Druck immer stärker wird, das Netz zu regulieren.

Die Übernahme des Netzes in die gesellschaftlichen Organisationen

Die erdrückende Verbreitung des Diskurses über die neuen Technologien und die Betonung ihres Beitrags zur Entwicklung hat sie bei den sozialen Organisationen weithin bekannt gemacht, wobei der Blick auf die Anwendung begrenzt blieb. Geht man von der Logik der technologischen Anpassung aus, versucht man ein besseres Verständnis der Möglichkeiten, Herausforderungen und Erfahrungen des neu zu erschließenden Terrains zu gewinnen und die damit verbundendenen Implikationen organisatorisch zu lösen, um für die Organisationen eine optimale Nutzung dieser Ressource für ihre Ziele zu erreichen. In dieser Hinsicht ist die Idee, die analytische Kategorie im Sinne der Bourdieuschen Kapitaleinteilungen “informelles Kapital” einzuführen, sehr interessant, um die Anpassungsprozesse an die neuen Kommunikations- und Informationstechnologien grundsätzlich besser zu verstehen.
In der Praxis sind die infrastrukturellen Bedingungen in Lateinamerika des Zugangs zum Internet immer noch im Vergleich mit den entwickelten Ländern sehr unterschiedlich, aber in den meisten Ländern sind ausreichende Ressourcen vorhanden, zumindest in den Städten, um unter regulären Bedingungen ans Netz zu gehen.

Die Studie stellt fest, dass am Anfang das Hauptmotiv ist, sich Zugang zum Internet zu verschaffen, der Wunsch nach besserer Kommunikation ist. In vielen Fällen entsteht diese Motivation durch die Kommunikation mit den Netzwerken und regionalen Zusammenschlüssen, wenn sich das Email als zentrales Kommunikationsmedium durchgesetzt hat. Die wirtschaftliche Notlage ist nach wie vor eines der zentralen Hindernisse für die Organisationen, die Infrastruktur aufzubauen. Auch in den Fällen, die ein hohes Niveau der Ausstattung erreicht haben, wachsen die Bedürfnisse schneller als die Umsetzung möglich ist, vor allem, wenn es sich um Organisationen mit weiter Verbreitung handelt, die überwiegend mit Email arbeiten, um die interne Kommunikation zu beschleunigen.
Die Beispiele zeigen, dass die Organisationen Lösungen für ihre Probleme finden, wenn sie ihre Bedürfnisse klar haben. Jedenfalls ist das Ausstattungsniveau, auch wenn es ein Statussymbol ist, kein Indikator für den Ausnutzungsgrad der Ressource Internet, denn es impliziert außerdem Kenntnisse, Sprachen und Anwendungserfahrung. Aus diesem Grund kam es auch vor, dass selbst in modernsten Teams keine Annäherungsprozesse an diese Technologie vorhanden waren.

Der elektronische Postverkehr wird primär und als zentraler Dienst im Internet genutzt und spiegelt die Tatsache wider, dass für die sozialen Organisationen das Internet vor allem ein Medium des Austausches ist. Mit Email und den Mailinglisten haben sie zum ersten Mal eine Ressource zur Verfügung, um untereinander horizontal und dezentral zu kommunizieren. Deshalb finden sie am unverzichtbarsten den Gebrauch des Emails, während das Web, wenn auch mit steigender Tendenz, erst an zweiter Stelle genannt wird.

Die Begrenzung, die Möglichkeiten voll auszuschöpfen und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, liegt darin, dass die Computerisierung von vornherein durch bestimmte vorab installierte Programmen determiniert wurde. Eine Antwort darauf sowie auf neue Bedürfnisse und gestiegene Anforderungen war es, Prozesse angepasster Technologie in Gang zu bringen, indem die Organisationen Vorteile für sich herauszufinden suchen, sei es für ihr internes besseres Funktionieren, sei es für den Austausch mit dem Ausland oder für die Öffentlichkeitsarbeit. Dies entfesselte interne Anpassungsprozesse –einige geplant, andere intuitiv, z.B. neue Arbeitsteilungen und Verantwortlichkeiten, die Einrichtung der Infrastruktur und Dienstleistungen oder Fortbildungen und neues Personal. Hat man einen Internetzugang, beschleunigt sich der Rhythmus der Kommunikation und es entstehen neue Bedürfnisse und Notwendigkeiten zu kommunizieren. Das führt manchmal zu Reibungen mit dem gewohnten Takt in den Organisationen und provoziert Veränderungen in der Zeitstruktur. Das ist solange kein Problem, wenn diese Veränderungen sich in einem konstruktiven Sinne kanalisieren lassen; lässt man sie aber einfach schleifen und verharrt in in Untätigkeit, entstehen schnell Konflikte.

Überinformation als Problem

In diesem Moment fangen die Organisationen an, eine interne Reorganisation vorzunehmen, in dem sie sich eingestehen, dass sie sich mit der Frage der Information auseinandersetzen müssen, um sich nicht durch die Überfrachtung, die mit dieser Technologie verbunden ist, überschütten zu lassen. Sie suchen organisatorische Antworten auf die praktische Feststellung, dass diese Art der Technologie mehr ist als ein zusätzliches technisch-administratives Ausstattungselement. Wenn eine Organisation ins Internet geht, ist es nicht nur mit einem Netz von Computern verbunden, um Botschaften zu verschicken und zu erhalten, sondern sie begibt sich in ein Geflecht von Information und Netzwerken hinein, das mit sozialen Bewegungen verknüpft ist. Dadurch dass mehr Personen der Organisation anfangen, direkt das Internet zu nutzen, erhöht sich die Notwendigkeit der Ausbildung sowohl in spezifischer technischer Hinsicht als auch im Umgang mit der Informationsflut und Entwicklung von Kriterien, sich politisch zu definieren.

Die Organisationen stehen vor der Notwendigkeit, neue Strategien zu entwickeln, um mit den Informationen umzugehen, damit ihre Anwendung für die verschiedenen Arbeitsaufgaben nützlich und hilfreich ist. Gerade die Überinformation wird als neues zentrales Problem, das sie im Internet entdecken, gesehen.

Die Erfahrung zeigt, dass durch Internetzugang sogar mehr Probleme entstehen als gelöst werden, wenn keine Anpassungsmaßnahmen getroffen werden. Für viele Organisationen bleibt es eine offene Frage, wie man dennoch Kriterien und Mechanismen entwickeln kann, mit denen man schnell die brauchbare von der unbrauchbaren Information unterscheiden kann.
Angesichts der eigenen Informationsverbreitung schätzt die Mehrheit der Organisationen ein, dass eigentlich sehr wenig Information da ist und dass eines der zentralen Phänomene die Abwesenheit von Politik ist. Praktisch gibt es eine Flut von konjunkturabhängiger Information. Ein signifikante Veränderung ist auch, dass es mit der Einführung der eMail einen Mechanismus gibt, mit dem man schnell die nationale und internationale Solidarität in Notsituationen aufrufen kann. Wenigstens fließt in dieser Hinsicht die Information, was vor einigen Jahren vorher nicht der Fall war.

Im Hinblick auf das Web gab es unter den Organisationen eine große Erwartungshaltung, dass sie sich bekannter machen können, indem sie eine größere Plattform erreichen. Tatsächlich aber entwickelte sich als nächster Schritt die Verbreitung des Email und der Mailinglisten. Sobald diese Schwelle übertreten war, kam es auch hier zu Problemen, die Kontinuität und Regelmäßigkeit aufrechtzuerhalten. Auch hier, erkennen sie, liegt das Problem im Grunde in der Abwesenheit von Politik wie auch in fehlenden Mechanismen, die eigene Erfahrung umzuwandeln und von der Organisation aus zu informieren bzw. zu handeln. Das heißt nicht, dass es keine bemerkenswerten websites gibt, die es geschafft haben, regelmäßig und aktuell im Internet aufzutreten.
Die Vorteile des Internets wurden frühzeitig von den Organisationen dank ihrer Teilnahme an internationalen Koordinationen für das Funktionieren in Netzwerken erkannt. Viele sind sich bewusst, dass Diskussions- und Meinungsbildungsprozesse, Konsensbildung und kollektive Entscheidungsfindungen sehr erleichtert werden. Daher möchte man den internen Gebrauch erweitern, auch wenn es zahlreiche Hindernisse gibt nicht nur wegen der Kosten und der Infrastruktur zwischen den Vernetzten, sondern auch wegen der fehlenden Kenntnisse in der Nutzung des Internets in den Führungsriegen. In der Praxis wird festgestellt, dass das Funktionieren im Netz auf der Ebene der internationalen Koordinationen flüssiger als unter den nationalen Organisationen ist.

Kommunikation politisch definieren

Eine wachsende Zahl der sozialen Organisationen behauptet, dass es die zentrale Herausforderung sein wird, eine politische Kommunikationsstrategien zu entwickeln als Voraussetzung dafür, präsent zu sein und um mit mehr Stärke in die öffentliche Debatte einzugreifen, so wie auch intern die Organisationen zu stärken. Die Kommunikation muss daher zwei Richtungen berücksichtigen, zum einen die Organisationen, die an der Basis arbeiten und zum anderen diejenigen, die sich an der nationalen und internationalen öffentlichen Meinungsbildung orientieren. Sie haben begriffen, dass Kommunikation nicht nur eine Sache der Medienproduktion ist, sondern dass Kommunikation menschliche Beziehungen gestaltet. Daher haben einige Organisationen in die Planung und Reflexion ihrer Arbeit integriert, dass jede Handlung eine kommunikative Komponente in sich trägt. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass im Hinblick auf die Massenmedien und ihre massive Verbreitung sich eine elitäre Konzeption von Kommunikation herausbildet, die die sozialen Organisationen systematisch ignoriert. Durchbricht man diese Regel, gerät man leicht in einen Konflikt. Neu ist die Erkenntnis, das Jammern oder Strafen keine Lösung für dieses Problem sind, sondern dass die Herausforderung darin besteht, politisch Ziele zu definieren, um im medialen Raum steuerungsfähig zu sein und auch nicht den Blick für die enormen Nachteile auf diesem Feld zu verlieren
Lernen zu lernen

Die Teilhabe an kollektiven Bewegungen ist eines der wichtigsten Faktoren für die Anpassung und die gemeinsame Entwicklung neuer politischer Kommunikationsstrategien, die es den sozialen Organisationen ermöglicht, sich mit größerer Sicherheit in der Welt zu bewegen. Der Austausch eröffnet nicht nur Zugang zu neuen Themen und Problemfeldern, sondern trägt auch dazu bei, das gegenseitige Verständnis füreinander zu festigen, dass jeder Teilnehmer von seiner eigenen Realität ausgeht und agiert.

Im lebendigen Austausch zwischen Organisationen kommt regelmäßig eine Informationsflut über das Internet, die durch andere Beiträge z.B. thematische Listen, wo andere soziale Akteure teilnehmen, ergänzt. In dieser Weise hat sich ein nicht endender theoretischer wie praktischer Kommunikationsprozess konsolidiert. Für diese Organisationen ist nicht die Fülle der Informationen interessant, sondern das Vertrauen auf ihnen bekannte Quellen. Schlüsselfaktoren sind hier die Zusammenschlüsse und ihre Kommunikationsräume, in denen der Austausch stattfindet. In einigen Koordinationen versucht man mehr Kontinuität und Regelmäßigkeit herzustellen, um die Arbeit effizienter zu gestalten und Kräfte einzusparen, indem ein guter Teil der Arbeit der Durchsicht und Auswahl der Information schon geleistet wird.

Die Organisationen haben erkannt, dass man nur gewinnt, wenn man nicht nur auf Experten setzt, sondern MitarbeiterInnen befähigt, die Informationsflut zu kontrollieren, sie zu selektieren und entsprechend weiterzuleiten, wenn es der Entwicklung der organisation dienlich sein soll. Auf jeden Fall lösen sich Blockaden und schafft man Kontinuität, wenn man in der Lage ist, die Informationen zu systematisieren. Die Hindernisse sind vielfältig: Zeit-, Personal-, Geldmangel, Fehlen von Zieldefinitionen oder sogar unzureichende Bewertung der eigenen Erfahrung und des eigenen geleisteten Beitrags als Quelle des Reichtums. Information zu produzieren, erfordert von den Organisationen eine spezielle Anstrengung, die später nicht aufrechterhalten werden kann. Zum Beispiel kommt es oft vor, dass es gelingt, eine website einzurichten, aber man diese nicht mehr aktualisiert. Ganz allgemein kann man sagen, dass die Organisationen dafür eine Lösung gefunden haben, die in ihre Arbeit Kommunikation als programmatisches Element in alle Aktivitäten integriert haben.
Trotz aller Fortschritte liegt noch ein weiter Weg vor den Organisationen. Die Ausarbeitung einer Politik der Kommunikation wird selbstverständlich auch von anderen Aspekten abhängig sein, vom Charakter der Einrichtung, seiner Trägerschaft, seiner Ziele u.v.m.

Entwicklung von Alternativen

In der Vergangenheit gab es in der Region zwei Veranstaltungen über bürgerschaftliche Kommunikation, die einen Treffpunkt und einen Dialog zwischen beiden beteiligten Gruppen bildeten. Es nahmen sowohl Mitglieder von sozialen Organisationen sowie Journalisten, Medienexperten usw. vor allem aus Lateinamerika teil. Das Foro Internacional Comunicación y Ciudadania in San Salvador im September 1998 und der Taller Comunicación y Ciudadania auf dem Sozioalforum in Porto Alegre im Januar 2001 stellten folgende Forderungen auf:
Anerkennung des Rechtes auf Kommunikation als fundamentales Element einer lebendigen Demokratie und notwendig zur Ausübung des Menschenrechts

Die Notwendigkeit einer öffentlichen Diskussion über die Wirkung und Folgen der monopolistischen Konzentration im Feld der Kommunikation und über Prioritätensetzung in der Entwicklung der NTIC

Entwicklung von Aktionen, um den Prozesss der Monopolisierung der Medien und Kommunikationssysteme sowie der Kommerzialisierung der Information zu bremsen.

Entwicklung einer vielfältigen, pluralen und geschlechtspezifische Unterschiede berücksichtigenden Informationspolitik
Die Unterstützung zur Bildung von öffentlichen und bürgerschaftsnahen Kommunikationsmedien unter Kontrolle der Zivilgesellschaft und nach dem Solidarprinzip finanziert.